Songs of the Land

Vertonte Gedichte eines Cree-Chiefs

Mike Metatawabin gehört der Cree-Nation an. Als Kind musste er die katholische Residential School St. Anne’s an der James Bay besuchen. Sie gilt rückblickend als eines der schrecklichsten Internate für Indianer. Bei Ungehorsam setzten kirchliche Erzieher die Kinder sogar auf einen elektrischen Stuhl, um sie mit heftigen Stromstössen zu bestrafen. Von 1996 bis 2006 war Mike Metatawabin Chief der Fort Albany First Nation, einer Cree-Gemeinde an der James Bay, die nur auf dem Luftweg erreichbar ist. In seinen Gedichten bezieht er sich auf Aspekte indianischer Wirklichkeit, die der kanadischen Dominanzgesellschaft und der restlichen Welt verborgen bleiben. Einfühlsam beleuchtet er Alltagsprobleme, verknüpft diese mit autobiographischen Erlebnissen und schildert, was das Land für die Indianer bedeutet. Denn diese haben ein anderes Verständnis davon, als die Europäer, die es als ihr Eigentum betrachteten. Aus indianischer Perspektive gibt es keinen Grundbesitz. Die Cree sind eins mit dem Land. Untrennbar erzählt es ihre Vergangenheit, schreibt ihre Gegenwart und birgt ihre Zukunft. Es bildet ihre Identität. Durch den lyrischen Zugang seiner Poesie durchbricht Mike die interkulturellen Verständnisgrenze und zeigt auf eindrückliche Weise auf, was es bedeutet, in der modernen Welt ein Indianer zu sein.

Manuel Menrath hat gemeinsam mit Simon Ambühl und weiteren Musikern im Zeitraum von Juli 2020 bis Juni 2021 neun Gedichte von Mike Metatawabin vertont. Dabei ist ein einzigartiges Spoken-Word-Album entstanden, das versucht mit Metatawabins eindrücklichen Texten und mit der Kraft der Musik den Ungehörten eine Stimme zu geben und ihre unerzählte Geschichte sichtbar zu machen.


«Songs of the Land» im Theater Chur, September 2021

Am 2. September 2021 eröffnete das Theater Chur die Spielzeit 2021/22 mit der Uraufführung von Songs of the Land. Aufgrund der Pandemie wurde das Album nicht live gespielt, sondern als musikalische Spoken-Word-Installation inszeniert. Mike Metatawabin wurde per Video live aus Kanada zugeschaltet.

Das Musik-Album «Songs of the Land»

Das Album enthält 9 Stücke, deren Texte von Mike Metatawabin stammen und von ihm gesprochen wurden. Die Musik dazu komponierten Simon Ambühl und Manuel Menrath, die auf dem Album auch die Gitarren spielen. Bei den Aufnahmen wirkten zudem folgende Musiker mit: Lenny Anishinabie (voc.), Daniel Sailer (bass), Thomas Studach (harp), Mattias Zindel (drums). Produziert wurde das Album von Simon Jäger.